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100 DVDs in 100 Wochen: Spur der Steine

Nummer 65 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen ist aus dem Jahr 1966 und von Regisseur Frank Beyer: Spur der Steine.

Auf den ersten Blick hatte ich die Befürchtung einen erneuten Western vor mir zu haben – doch Spur der Steine ist dann doch etwas anders. Entstanden im Jahr 1966, doch erst seit 1989 wieder zu sehen, ist dieser Film schon allein aus diesen Umständen etwas Besonderes. Nach drei Tagen in den Kinos und offensichtlich organisierter Randalle rund um die Premiere in Berlin, wurde Beyers Film aus dem Verkehr gezogen und verschwand für ganze 23 Jahre. Sieht man sich den Inhalt an, wird einem auch traurigerweise klar weshalb.

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Der Brigadier Hannes Balla (kraftvoll und rüpelhaft gespielt von Manfred Krug) genießt höchstes Ansehen bei seinen Kollegen auf der Baustelle und wird mit dem neuen Parteisekretär Werner Horrath (Eberhard Esche) konfrontiert. Dieser soll für Zucht und Ordnung, also die Einhaltung der Moral, sorgen. Doch, wie das eben so ist mit den rauen Sitten unter Bauarbeiten, gelingt dies zu Beginn nur mäßig. Zusätzlich kommt dann auch noch die junge Technologin Kati Klee (Krystyna Stypulkowska) ins Spiel, welche sowohl für Horrath als auch für Balla liebestechnisch interessant zu sein scheint. Obwohl Horrath verheiratet und Vater ist, lässt er sich zu einer Affäre hinreißen – mit folgenschweren Konsequenzen.

Spur der Steine ist die Verfilmung des Romans von Erik Neutsch, wobei Frank Beyer bereits beim Lesen klar war, dass es sich hier durchaus um brisanten Stoff handelt. Aufgrund der realistischen Darstellung der Partei und des Alltags in der DDR war das Buch nicht unumstritten. Nichtsdestotrotz gab es bei der ersten Abnahme des Films keinerlei Probleme, erst als sich die Tonlage in der DDR verschärfte, entdeckte man „schädliche Tendenzen“ und zog den Film nach nur drei Tagen aus dem Verkehr.

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Sowohl Hannes Balla als auch die Figur des Werner Horrath sind gefangen in einem unglaublichen System, welches das Individuum weder anerkennt, noch besonders darauf bedacht ist persönliche Verstrickungen und moralische Fehltritte zu verzeihen. Schon zu Beginn des Films ist klar, dass keine der drei Hauptcharaktere gänzlich heil aus der Geschichte herauskommt, wenn auch gerade der rüpelhafte Hannes Balla alles dafür tut um einen kleinen Deut Eigenständigkeit zu bewahren. Würde man den Film heute noch einmal besetzen müssen, könnte ich mir übrigens Tobias Moretti unglaublich gut in dieser Rolle vorstellen.

Meine Empfehlung: Mit 133 Minuten ist Spur der Steine definitiv etwas zu langatmig geraten, allerdings trotzdem durchaus sehenswert. Vor allem die schauspielerische Leistung von Manfred Krug soll hier herausgestrichen werden.

Das nächste Mal geht es weiter mit John Schlesinger’s Der Marathon Mann.