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Archive – Restriction

9
Indie-Rock

Mit den Worten „Lange war es still um die Band Archive“ kann man das neue Album Restriction nicht unbedingt begrüßen, ist es doch gerade ein mal 9 Monate her, dass die Briten das düstere Film-Musik-Projekt Axiom veröffentlicht haben.

Weniger sehnlich wurde Restriction deshalb aber trotzdem nicht erwartet, nicht zu letzt weil Axiom doch eher schwierig und nicht gerade in die Kategorie „easy listening“ einzuordnen (aber trotzdem zu empfehlen) ist. Aber nach dem kleinen Ausflug in die Welt des audiovisuellen Experimentalismus war es dann doch wieder Zeit für ein „richtiges“ Album, und zwar ein gutes. Der Longplayer beginnt für Archives Verhältnisse ungewohnt rockig mit der Uptempo Nummer Feel It, die bereits vorab als eine von drei gleichzeitig erschienen Singles vorgestellt wurde. Gemeinsam mit Kid Corner und Black And Blue sind die drei Songs nicht nur mit die Highlights der Platte, sie fassen diese auch gleich ganz gut zusammen. Drei unterschiedliche Einschläge, verbunden durch ein gemeinsames Videokonzept, dass sich sehen lassen kann.

Studioalbum 11 ist ein Mix aus Nummern mit dem altbekannten Trip-Hop Sound, den für Archive so typischen düsteren, melancholischen und sehr reduzierten Stücken und – eher neu (oder zumindest bei Archive länger nicht auf Platte gehört)– vergleichbar härteren Gitarrenriffs. Für das Songwriting zeichnen sich erneut Darius Keeler und Danny Griffiths verantwortlich, die vielseitigen Klänge und Einflüsse sind aber mit Sicherheit nicht zuletzt den vier Sängern Dave Pen, Pollard Berrier, Maria Q und dem jüngsten Mitglied Holly Martin zu verdanken. Letztere kommt auf Restriction besonders oft zum Einsatz, nach Kid Corner und Black And Blue ist sie auch die Stimme der neuesten Single End Of Our Days. Zurecht, die jungen Australierin ist eine wahre Bereicherung und passt wunderbar in das außergewöhnliche Gesamtkonzept Archiv.

Restriction selbst hat übrigens – ganz im Gegenansatz zu dem strikten Konzeptalbum Axiom – keinerlei roten Faden. Nummern, wie die oben erwähnten, oder Maria Qs emotionales Half Built Houses und das sehr an die Vorgänger-Alben erinnernde Riding in Squares sind in sich starke Lieder, die man gerne auch eine halbe Stunde auf Repeat hört, die Übergänge zwischen den sanften und eher härteren, fast schon trotzig anmutenden Nummern sind allerdings teilweise schwierig – absichtlich. Oder besser gesagt, darauf wurde keine Rücksicht genommen, denn die 12 Tracks sollen für sich alleine stehen und die Bandbreite der Musiker zeigen. Der Hörer wird mit Feel It ohne Vorwarnung in ein unerwarteten Soundpool gestoßen und wird knapp eine Stunde (ja, die längste Nummer ist überraschenderweise nur 6:35 lang, ungewöhnlich) später mit vertrauter klingenden Ladders wieder herausgehoben. Dazwischen ist man sich selbst überlassen und treibt irgendwo zwischen tiefgründig und wütend, nachdenklich und energiegeladen umher. Auch gut, auch ohne auf Anhieb ersichtliches Gesamtbild. Restriction ist definitiv eines der stärksten Archive-Alben, für treue Fans und musikalische Quereinsteiger – Hoffentlich auch live, zu hören am 7. 3. in Dornbirn und am 8.3. in Wien.

Archive – Restriction, Dangervisit / [PIAS] / Cooperative/ Rough Trade, archiveofficial.com