Wish-I-Was-Here-©-2014-Wild-Bunch-Germany,-Constantin-Film(11)

Interview mit Zach Braff

Zach Braff ist derzeit auf der ganzen Welt unterwegs um seinen neuen Film Wish I Was Here zu promoten. pressplay hat sich mit dem durchwegs sympathischen Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler in Personalunion getroffen und konnte so erfahren, dass ihm die Idee zum Film eigentlich unter der Dusche kam.

pressplay: Was ist dein persönlicher Rat wie lange man in seinem Leben brauchen darf, um sich seine Träume zu erfüllen?

Zach Braff: Was ich im Film sage ist, solange man alleine ist, kannst du deinen Träumen nachgehen bis du im Grab liegst. Aber wenn du eine Beziehung und kleine Mäuler zu füttern hast, musst du gemeinsam mit deinem Partner eine Vereinbarung treffen, wie lange du deinen Träumen nachgehen kannst oder darfst. Zu Beginn des Films ist mein Charakter, Aidan, sehr selbstsüchtig in dieser Hinsicht, ein Narzisst, denn er ist nur auf sich fokussiert. Seine Frau ist es schließlich, die ihm darauf aufmerksam macht, dass sie ihn zwar liebt, es aber nicht mehr alleine schafft, und so beginnt letztendlich seine Veränderung.

Wie kamst du zu der Idee für Wish I Was Here?

Das Lustige ist, die Idee kam mir in der Dusche, wo man eben alle guten Ideen hat. Ich musste selbst laut auflachen bei dem Gedanken an die Szene, in welcher Aidan seinen Kindern versucht Geometrie beizubringen. Die Idee eines nicht-akademischen Vaters, der versucht seiner Tochter Geometrie beizubringen brachte mich einfach zum Lachen. Da gibt es einen Film mit Mark Ruffalo, den ich sehr mag – You can count on me – ein wirklich guter Film übrigens. Aber die Art wie er in dem Film mit seinem Neffen redet, ist unnatürlich, man würde mit einem Kind nie im Leben so reden. Diese zwei Dinge in Kombination gaben den Ausschlag für den Film. Aber auch mein Bruder, der Vater von zwei Kindern ist, und eben die Idee seine Kinder zu Hause zu unterrichten, obwohl er einen nicht-akademischen Hintergrund hat. Mittlerweile macht er das übrigens auch. Das war die Anfangs-Idee für den Film.

Jede Figur hat so viele eigene Probleme, Wünsche und Erinnerungen – als Publikum haben wir das Gefühl sie alle zu kennen. Wie lange dauert es, als Autor, an diesem Punkt zu gelangen, dass das Publikum die Charaktere versteht?

Mein Bruder und ich schrieben eine lange Zeit, und selbst wenn du ein fertiges Skript hast, beginnst du natürlich zum Drehen, aber das letztendliche in-Form-bringen findet im Schnitt statt. Ich habe schon vorher oft gehört, dass man seinen Film erst im Schnitt kreiert und tatsächlich habe ich bei Garden State herausgefunden wie wahr diese Aussage ist. Du gehst raus und sammelst so viele Bilder wie möglich, wir haben den Film in 26 Tagen abgedreht, was Wahnsinn ist, und dann stückelst du alles zusammen. Du siehst dir an, was du alles gesammelt hast, und eine tolle Performance kann alles ändern. Dieses kleine Mädchen, diese unglaubliche kleine Schauspielerin (Joey King, Anm. der Red.), war so fantastisch, dass der Film einen anderen Fokus bekommen hat, nämlich die Beziehung zwischen uns beiden, weil sie einfach so gut war. Und auch Kates Szene mit Mandy war so stark, dass wir hier einen anderen Fokus gesetzt haben. Wenn man also etwas rausschneiden muss, beginnst du damit alles zu formen und zu fokussieren, die Performances der Schauspieler, die Szenen, welche funktionieren, weil du es auf dem Papier im Vorhinein einfach nicht weißt. Die Szene etwa, in welcher Grace ihren Onkel anruft und ihr eine Träne in den Augen steht, bei welcher man gespannt ist, wann sie denn die Wange hinunterläuft, man fängt einfach diese starken Momente und realisiert „Fuck, das ist also nun wichtiger“, weil es einfach so stark ist und lässt so andere Szenen, die vielleicht vorher wichtiger ausgesehen haben, außen vor.

Wie hast du die perfekte Balance zwischen Drama und Comedy gefunden?

Das ist eine sehr gute Frage und wieder, das passiert alles im Schnitt. Zum Beispiel, die Szene bei Aston Martin, da musste ich das meiste rausschneiden, weil es einfach so lustig-dumm war, es war zu sehr Scrubs. Wir haben einen halben Tag improvisiert und das meiste davon war auch wirklich lustig, und wird auf der DVD zu sehen sein, aber im Schnitt habe ich mir gedacht „Was haben wir hier getan?“. Es war so JD und Turk, mit den ganzen Umarmungen und so. Man muss also wirklich die Balance finden und hier habe ich sehr viel von Scrubs gelernt. Die Frage ist, wo geht man zu weit, wie löst man eine Szene auf? Das geht von einem Rabbi auf einem Segway, der gegen die Wand fährt, bis zu einem Vater, der erzählt bald zu sterben und nur noch wenige Monate zu leben hat. So ist es also wirklich der Schnitt, wo man entscheidet, okay, das ist nun wirklich zu dumm, das müssen wir rausschneiden, oder hier wird es sehr ernst, wir brauchen einen Witz, eine Erlösung für das Publikum, denn zwei sehr dramatische Szenen auf einmal, das ist zu viel. Irgendwie ist es, ohne anmaßend klingen zu wollen, wie eine Arie, man muss die Momente mit Crescendo und Drama und auch jener der Erlösung finden.

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