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Die Wälder sind noch grün

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Antikriegsfilm

Vor etwas mehr als 100 Jahren begann der bis damals schlimmste Konflikt der Menschheitsgeschichte: Der erste Weltkrieg. Dieses traurige Jubiläum nahm sich der slowenische Regisseur Marko Naberšnik zum Anlass um diesem globalen Konflikt mit Die Wälder sind noch grün ein mahnendes Denkmal zu setzen.

Die Geschichte dreht sich jedoch nicht um große Schlachten, sondern spielt sich in den Alpen nahe der Italienischen Front in einem Beobachtungsposten ab. Der junge Soldat Hafner (Kristian Hodko) ist dort mit seinem Kameraden Lindner (Michael Kristof) und dem böhmisch jüdischen Hauptmann Kopetzky (Simon Serbinek) zur Beobachtung der italienischen Truppen abgestellt. Als bei einer Offensive eine verirrte Granate Lindner tötet und Kopetzky das Bein abreißt findet sich Hafner als einziger kampffähiger Soldat auf der Station wieder. Er muss den Hauptmann pflegen während er verzweifelt auf Verstärkung aus dem Tal wartet.

Dies klingt nun denkbar spannend, jedoch muss man seine Erwartungen etwas umstellen. Wie ein Kammerspiel aufgebaut dreht sich der Film nach Einführung dieser Prämisse nur mehr um die Interaktion zwischen dem jungen Hafner und seinem Vorgesetzten Kopetzky der von ihm gepflegt und versorgt werden muss. Kein Krieg ist mehr um sie zu spüren außer durch leise Hintergrundgeräusche angedeutet, immer weit entfernt. Nur ein mal kommt Hafner in nähere Umgebung von italienischen Soldaten, ohne in größere Schwierigkeiten zu gelangen. Die Schrecken des Krieges bleiben auf eine Granate beschränkt.

Man kann nicht sagen, dass es Leichenbergen bedarf wie bei Filmen wie Der Soldat James Ryan um eine authentische Atmosphäre des Wahnsinns des Krieges zu erschaffen – jedoch scheint Naberšnik es nicht besonders auf Dramatik angelegt zu haben. So verrinnt die Zeit während sich der eine Soldat um den Anderen kümmert langsam und beinahe in Echtzeit. Es wird Alkohol gebracht, Verbände verden gewechselt, Bettpfannen improvisiert und sogar nasse Streichhölzer langsam zum trocken aufgeschlichtet. Die Angst vor einem erneuten Angriff wird nicht groß thematisiert, so spricht der Hauptmann über eine obligatorische schöne Kindheitserinnerung und wohin denn sein persönlicher Besitz nach seinem Tod gehen soll. Die beiden Männer sind mehr oder weniger gelassen und ergeben sich ihrem Schicksal, und so ist auch der Zuschauer nicht gerade am Fingernägelkauen um die Spannung aushalten zu können.

Das Schauspiel selbst ist oft irgendwie hölzern. Man fragt sich lange Zeit vielleicht noch ob hier ein soldatischer Sprechrhythmus gemimt werden soll, auf jeden Fall wirken die Reden eher bühnenhaft. Ein rechter Dialog kommt auch nicht zwischen den Charakteren auf. Hintergrundwissen wird kaum vermittelt außer über besagte Anekdote des böhmischen Hauptmanns, was dem Publikum aber ebenfalls nur seine jüdische Abstammung klar macht. So schleppt und schleppt sich der Film, der eigentlich in sehr schönen Bildern abgefilmt wurde. Vor Allem die Landschaft ist wunderschön eingefangen, vermittelt jedoch nur die Abgelegenheit der Beobachtungsstation.

Gegen Ende von Die Wälder sind noch grün wird der Pathos noch ausgepackt – sogar mit Voice-Over Monolog aus den Tagebüchern über die Schrecken dieses Krieges, Angstträumen und Bildern der heutigen Gedenkstätte. Wie eine kleine Anmerkung nach fast 90 Minuten – es hätte ja ein Anti-Kriegsfilm sein sollen.

Und klappt es? Nicht wirklich. Die Wälder sind noch grün fühlt sich an wie ein mittelmäßiges Kammerspiel ohne Substanz in den Dialogen und zu viel Augenmerk auf sinnlose Tätigkeiten. Die Langeweile des Soldatenlebens wird hier eher noch vermittelt als das Grauen über den Tod der Kameraden. Ein pathetischer Aufschrei reicht leider nicht, um das Gefühl zu vermitteln – genau so wenig wie ein gut gemeinter Film auch gut sein muss.

Regie: Marko Naberšnik, Drehbuch: Marko Naberšnik, Robert Hofferer, Darsteller: Kristian Hodko, Aap Lindenberg, Michael Kristof, Simon Serbinek, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 12.09.2014, www.die-wälder.com