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Maps to the Stars

8
Drama

Seit fast 50 Jahren produziert David Cronenberg (eXistenZ, Die Fliege, Eastern Promises) schon Kurz- und Langspielfilme die oft verstörend, selten langweilig und meist etwas außergewöhnlich erscheinen. Dieses Jahr hat der Kanadier in Maps to the Stars seinen Blick auf das benachbarte Hollywood und dessen Bewohner gerichtet.

Familie ist ein zentrales Motiv dabei. So kehrt die lang fern gebliebene Tochter Agatha (Mia Wasikowska) der Familie Weiss (John Cusack & Olivia Williams) rund um den Kinderstar Benjie (Evan Bird) wieder nach Los Angeles zurück und bringt damit Erinnerungen an ein tragisches Ereignis wieder an die Oberfläche. Agatha trifft auf dem Weg zu ihrem Elternhaus den Schauspieler und Chauffeur Jerome (Robert Pattinson) zu dem sie sich hingezogen fühlt und schafft es eine Arbeitsstelle als Assistentin bei der Schauspielerin Havana Segrand (Julianne Moore) zu erlangen. Der Schatten von Havana Segrands Mutter hängt stets über ihr – eine Mutter die selbst Schauspielerin war und um einiges berühmter als ihre Tochter es je sein wird. Die Frustration belastet Havana fast schon körperlich. Sie ringt darum im Remake des bekanntesten Films ihrer Mutter deren Rolle einzunehmen.

Während Segrands Mutter in ihrem Kopf herumgeistert sucht Agatha ihre Familienmitglieder einzeln auf. Die Reaktionen sind selten überschwänglich, und Stück für Stück wird aufgedeckt warum die Tochter Jahre von ihrer Familie getrennt lebte. Warum die Familie sie nicht zurückhaben will, wird nie direkt ausgesprochen aber in den Dialogen umrundet. Die Vergangenheit lässt die Familie Weiss nicht los.

Maps to the Stars lebt von Kontrasten und Überschneidungen. Julianne Moore präsentiert glaubwürdig eine sehr labile und eitle Frau die wahrscheinlich die besten Jahre hinter sich hat. Ihre emotionalen Ausbrüche stehen in starkem Gegensatz zur unterkühlten Gefühlslage der gesamten Familie Weiss. John Cusack ist gelassen wie ein Guru, während man bei Olivia Williams stark spürt wie verbittert ihre Rolle hinter der Arbeit an der Karriere ihres Sohnes Benjie ist. Der Sohn selbst hat noch vor seiner Pubertät schon einen Drogenentzug hinter sich, und Evan Bird spielt ihn meist als arroganten Jungen der nur bei Drehs leicht verunsichert oder gereizt wird, während er Schwierigkeiten hat den Drogen fern zu bleiben.

Beide Familien scheinen miteinander verwoben, nicht nur durch Agathas Arbeitsstelle bei Havana. Segrand befindet sich nämlich in Therapie beim Vater Weiss und unterstreicht damit noch sein Schweigen über die eigenen Familienprobleme. Etwas Geduld muss man zu Maps to the Stars mitbringen, braucht doch die Handlung etwas Zeit bis man die Vernetzung der Charaktere genauer wahrnimmt. Jedoch schon zuvor sind die Themen der Familie und vergangener Ereignisse evident und in den atmosphärischen Bildern spürbar. Es ist nur bedingt ein Film der High Society, da der Fokus stark auf den erwähnten Charakteren bleibt. Nur in der Peripherie sehen wir die Abläufe und die Parties Hollywoods, es wird kein Spektakel aus dem Setting gemacht.

Man könnte deswegen die Frage aufwerfen, warum die Geschichte überhaupt unter den Reichen und Schönen Los Angeles ausgetragen werden muss. Vielleicht ist das jedoch auch der Knackpunkt. Eine Mutter die ihren Sohn verbissen antreibt, ein Vater der seiner Tochter nicht vergeben kann und das Leben im Schatten der vor uns Gekommenen. Diese Dinge gibt es nicht nur in Hollywood – und ein Star leidet wie jeder andere auch.

Regie: David Cronenberg, Drehbuch: Bruce Wagner, Darsteller: Robert Pattinson, Julianne Moore, Mia Wasikowska, John Cusack, Olivia Williams, Evan Bird, Filmlänge: 111 Minuten, Kinostart: 12.09.2014, mapstothestarsfilm.com