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Zulu

5
Drama

Schauplatz Kapstadt, Südafrika, ein von der Apartheid erschüttertes Land. Einer der größten Freiheitskämpfer, Nelson Mandela, verstarb vor wenigen Monaten. Sein Andenken trägt auch der neueste Film von Jérôme Salle.

Zulu basiert auf dem 2010 publizierten Roman des französischen Autors Caryl Férey. Der Polizeibeamte Ali Sokehla (Forest Whitaker) und sein Partner Brian Epkeen (Orlando Bloom) werden mit einem Mord an einer jungen weißen Frau konfrontiert. Nachdem sie in ihrem Blut die Droge Tik finden, kommen die Ermittler allmählich auf die Spur eines Verbrechens ungeahnten Ausmaßes.

Das Bemerkenswerteste in Salles Inszenierung ist die Umgebung, die (Stadt-)Landschaften zwischen Villen, Industrieflächen, Slums und Sanddünen. Das gleißende Licht taucht sie in eine fahle Trägheit und leuchtet noch den letzten sozialen oder kriminellen Abgrund aus. Mit vielen Schnitten und Blickwechseln wirkt die Inszenierung unruhig, was bisweilen zum Eindruck einer B-Movie-Produktion führt, aber nicht immer störend ist. Die Kamera drängt sich den Gesichtern und Körpern eher auf, als dass sie sich nähert und zeigt jede seelische Entstellung mit unmotiviert erscheinender Genüsslichkeit an Gewalt und nackten Körpern.

Die Handlung birgt Spannung und Konfliktpotential in sich, das Drehbuch schöpft allerdings nicht das ganze Potenzial aus, da sich die Figuren und Dialoge größtenteils in Plattitüden verlieren, ohne die Geschichte in Nebenhandlungen oder Nebenfiguren zu verankern. Die Auflösung des Plots ist überraschend, aber nicht ganz überzeugend. Forest Whitaker tut sein Bestes, Orlando Bloom wird seiner Rolle als Alkoholiker nur äußerlich gerecht, entwickelt aber sichtbare Ambitionen für seine Aufgabe in der Aufdeckung des Falls. Emotional bleiben beide an der Oberfläche. Alle anderen Figuren erhalten kaum mehr Raum als Statisten, sie existieren nur, um die Motivation der Protagonisten in die Wege zu leiten.

Die Eskalation von Gewalt und die Brutalität in der Darstellung der menschlichen Abgründe erzeugen ein Bild eines verwahrlosten, gefallenen Kapstadt, das von kriminellen Organisationen, Korruption und Verrat beherrscht wird und seine dunkle Vergangenheit nicht überwunden hat. Es ist eine Welt, in der die Prinzipien von Friede und Vergebung, die Ali nach seinem Vorbild Nelson Mandela verfolgt, nur mit äußerster Kraftanstrengung bestehen können, wenn sie das überhaupt können. Die Traumata, unter denen die Figuren leiden, stehen symptomatisch für die südafrikanische Gesellschaft. Die Bewältigung und Aufarbeitung der Apartheit ist ein seelischer Heilungsprozess, der die Menschen in ihrem persönlichen Schicksal, aber auch die Nation als Ganzes erfasst. Dieser Konflikt bietet den denkwürdigen und heute nach wie vor relevanten Hintergrund zu Salles Film. Doch Zulu verharrt zu sehr auf einer konventionellen Strategie des unterhaltsamen Thrillers, als dass er die Komplexität des historischen Kontextes vermitteln könnte.

Regisseur: Jérôme Salle, Drehbuch: Julien Rappeneau, Jérôme Salle, Darsteller: Orlando Bloom, Forest Whitaker, Sven Ruygrok, Conrad Kemp, Tanya van Graan, Filmlänge: 110 Minuten, Kinostart: 09.05.2014, www.zulu-film.de