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100 DVDs in 100 Wochen: Die drei Tage des Condor

Sydney Pollacks Drei Tage des Condor ist die Nummer acht in meinem 100 Filme in 100 Wochen-Feature und versetzt mich mitten in einen Thriller rund um die Machenschaften des CIA-Geheimdienstes.

Die Thriller der 70er Jahren und Thriller heutzutage könnten nicht unterschiedlicher sein: Die Machart, der Look der Schauspieler, die Musik, die Anzahl an Explosionen – das Maß was spannend ist und was nicht. Obwohl ich eigentlich ein ziemlicher Fan von „älteren“ Filmen bin, so muss ich ehrlich zugeben, dass mich gerade alte Thriller nicht unbedingt vom Hocker hauen. Nicht, dass ich ein Riesenfan von dem Herumgeballere und Explosionsüberschuss von heute bin… aber beginnen wir von Anfang an.

Im Büro der „Amerikanischen Gesellschaft für Literaturgeschichte“ in New York befindet sich eine perfekt funktionierende und hochtechnisierte (Achtung: „hochtechnisiert“ im Sinne des Jahres 1975) Organisation der CIA. Hier werden weltweit Nachrichten gesammelt, welche natürlich über Krieg und Frieden entscheiden (NSA lässt grüßen). Als der Agent Joe Turner (Robert Redford) von der Mittagspause mit einem Sackerl Sandwiches retour kommt, findet er ein Massaker vor: Alle Kollegen liegen erschossen am Boden. Als er unter seinem Decknamen „Condor“ der Zentrale Meldung gibt, entgeht er kurz darauf nur knapp einem Anschlag und ist ab diesem Zeitpunkt ständig auf der Flucht.

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Ab hier beginnt mich der Film ein bisschen zu langweiligen. Keine Frage, das Setting des spätherbstlichen New Yorks passt perfekt zur Melancholie des Films – Pollack hat hier übrigens tatsächlich On-Location gedreht, und auch die Männer mit Hut und Trenchcoat könnten besser nicht in Szene gesetzt werden, aber das war’s dann auch schon mit der Spannung.

Obwohl sich Turner ständig auf der Flucht befindet will nicht so recht Spannung aufkommen – vor allem weil sich manche Szenen, für heutige Sehgewohnheiten zumindest, ein bisschen in die Länge ziehen. Schön finde ich, dass er mit Cathy (Faye Dunaway) relativ schnell eine gute weibliche Unterstützung in dem ganzen Chaos findet, aber ja, klar – ohne hübsche Frauen fehlt einem Thriller das gewisse Etwas. Als Turner nämlich wieder einmal flüchtet, nimmt er Cathy in Gewahrsam und zwingt sie mit ihrem Auto zu ihrer Wohnung zu fahren. Hier fühlt er sich in Sicherheit und erklärt ihr erst am nächsten Tag worum es eigentlich genau geht. Übrigens: Ich wusste gar nicht, dass CIA-Agenten einfach so zivilen Personen von ihrem Auftrag erzählen dürfen, aber ich bin dort ja auch nicht angestellt. Obwohl Cathy am Anfang mäßig begeistert ist, steigt sie dann doch relativ schnell mit ihm ins Bett und freut sich schon auf die Zeit „wenn das alles hier vorbei ist“ – eine ganz Schnellentschlossene also.

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Letztendlich kommt raus, dass es bei dem Massaker in Turner’s Büro im weiteren Sinne um Öl geht. Eine von ihm verfasste Anfrage an die Zentrale hat einen hohen CIA-Mitarbeiter dazu veranlasst, die komplette Amerikanische Gesellschaft für Literaturgeschichte auszulöschen, da er befürchtete, sie sei eine Gefahr für eine geplante Invasion der USA in Ölstaaten des Nahen Ostens und Venezuela. Als Turner jenen Mitarbeiter einen Besuch abstattet, wartet auch schon der gruselige Auftragskiller (grandios in der Rolle: Max von Sydow) auf ihn, erschießt aber letztendlich das hohe CIA-Tier. Das Schlussszenario bildet ein offenes Ende: Turner trifft sich mit seinem ehemaligen Vorgesetzten Higgins und eröffnet ihm, dass er die ganze Geschichte an die New York Times weitergegeben hat. Als Higgins ihn fragt, ob er sich sicher ist, dass diese die Geschichte auch drucken wird, verlässt Turner, dezent beunruhigt, seinen ehemaligen Chef. Soweit, so fertig. Was mir nach dem Film im Kopf herumspukt ist übrigens Folgendes: Wenn sich Kinder der jetzigen Generation den Film ansehen, wie viel können sie dann mit der damaligen Technik noch anfangen? Mein Bruder (und der ist erst 20) wusste als kleines Kind nicht einmal was ein Wählscheiben-Telefon ist…

Mein Resümee: Insgesamt ist Die drei Tage des Condor ein netter, aber altbackener Thriller mit eher vorhersehbarer Spannung. Nichtsdestotrotz ist der Film gut gemacht, die meisten Szenen spielen im taghellen New York der 70er Jahre und auch die Leistung der Schauspieler kann sich sehen lassen. Wer also Lust auf einen Thriller mit Wählscheiben-Telefonen, schlechten Frisuren, vielen rauchenden Menschen und den damals noch stehenden Twin Towers hat, dem sei der Film ans Herz gelegt. Nächstes Mal geht es weiter mit Tiger & Dragon.

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