Olivier-Martinez-©-2013-Lukas-Krummholz

Interview mit Olivier Martinez

Olivier Martinez betritt den Raum entspannt und in guter Stimmung. Man merkt ihm an, dass es ihm Spaß macht über den Film Der Medicus und das Team zu reden. Mitunter erstaunlich schüchtern und zurückhaltend schildert er seine Erfahrungen am Set und seine Gedanken über die Rolle.

pressplay: Könnten Sie uns bitte ihre Rolle des Shah in Ihren eigenen Worten beschreiben?

Olivier Martinez: Er ist der König, also hat er auch die Macht über Leben und Tod in seinem Königreich. Das ist es, was ihm zum König macht. Manchmal lässt er schon jemanden enthaupten, aber abgesehen davon ist er eigentlich ganz nett. Er ist sehr aufgeschlossen – er bekämpft die religiösen Extremisten, die in seinen Augen falsch liegen. Außerdem versucht er der Wissenschaft zu helfen. Und er ist sehr Wissbegierig – als er den Engländer kennen lernt, freundet er sich mit ihm an und ist sehr Neugierig über dessen Heimat, die in seinen Augen ein Land der Barbaren ist. Er ist ein sehr widersprüchlicher König und genau das liebe ich an der Rolle. Ich liebe es Charaktere zu spielen, die nicht einfach nur schwarz und weiß sind.

Was würden Sie tun, wenn sie König wären?

OM: Ich wäre gerne einmal König. Aber ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn ich einer wäre.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Irgendwelche Filmprojekte, auf die wir uns freuen dürfen?

Das weiß ich momentan noch nicht. Aber genau das finde ich so interessant an dem Beruf – wir wissen nie im vorhinein was sich ergibt. Aber Projekte gibt es immer. Jeder Film ist etwas wunderbares. Wahrscheinlich ist die hälfte meiner Filmografie nie realisiert worden. Aber so ist das Leben eines Schauspielers, der Film kommt nicht Zustande oder wird nicht finanziert – wir wissen es nie genau, es ist in gewisser Weise schon riskant.

Wie wählen Sie Ihre Rollen aus?

Da spielen viele Faktoren eine Rolle – die Besetzung, das Drehbuch natürlich, meine Rolle, der Regisseur, aber ich versuche so wählerisch wie möglich zu sein. Aber letztlich bin ich nur ein Schauspieler, ein Teil von vielen, der nur begrenzt Einfluss auf den fertigen Film hat. Immerhin komme ich ja erst zu einem relativ späten Zeitpunkt zum Film dazu.

Wie stehen Sie zum künstlerischen Aspekt und zur kommerziellen Seite der Filmindustrie?

Ich habe natürlich nichts gegen finanziellen Erfolg und mag es, wenn ein Film gesehen wird. Manchmal kann ein finanziell erfolgreicher Film durchaus sehr klug sein, andererseits kann auch ein künstlerischer Film sehr banal sein. Ich denke, bloß weil man einen Film für viele Zuschauer macht, dass er deswegen unbedingt dumm oder banal sein muss. Oft denke ich … dass es ein Klischee ist. Ein guter Film ist ein guter Film, unabhängig ob er finanziell erfolgreich ist oder nicht. Mir persönlich gefällt jede Art von Film, so lange sie interessant sind oder mich fesseln. Das ist wohl das beste Wort dafür: Interessant.

Gab es einen Unterschied in der Zusammenarbeit mit einem deutschen Filmteam anstatt mit einem amerikanischen?

Nicht wirklich. Ich habe schon mit spanischen, englischen, italienischen, französischen und natürlich amerikanischen Crews gearbeitet. Es ist fast wie ein Zirkus. Der Jongleur ist Russe und der Akrobat ist Spanier … und irgendwie fügt sich dann doch alles zusammen, wie in einem Zirkus. Es spielt keine Rolle ob es Deutsche oder Amerikaner sind – die Arbeit verläuft genau gleich. 

Vielen Dank für das Interview.