Yoann-Lemoine-©-2013-Alexander-Blach

Woodkid live im Gasometer in Wien

Eine doch erstaunlich gut gefüllte Bank Austria Halle im Gasometer wartet am Freitagabend dank gut gerührter Werbetrommel gespannt auf den ersten Wien Auftritt von Yoann Lemoine alias Woodkid…

Im Vorfeld wurde schon heiß diskutiert, kommt er denn nun mit Band oder gar ganzem Orchester? So ganz vorstellen kann man sich beides nicht, denn ohne die orchestralen Parts ist Woodkids komplettes Debütalbum The Golden Age (hier geht es zur Kritik) nicht der Rede wert, allerdings ist auch eine Tour zu diesem Zeitpunkt quasi mit der Besetzung eines kompletten Opernhauses nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.

Gelöst wird das Problem mit einem Kompromiss; Lemoine kommt mit Keyboard, einer Brass-Abteilung, den mehr als essenziellen Trommlern – und einem Mann für alles, der die Streicher auf wundersame Weise ganz einfach ersetzt. Nun gut, das alleine gibt nur einen minimalen Punkteabzug, man hat ja Verständnis. Vor allem weil es dem Konzert und der musikalischen Leistung der restlichen Band kaum einen Abbruch tut, die Stimmung ist vom ersten Trommelschlag an bestens, das Publikum freut sich, ebenso wie Woodkid selbst, der sich unerwartet gesprächig zeigt. Da so ein groß angelegtes Konzert nach erst einem veröffentlichten Album nicht besonders viel inhaltlichen Spielraum lässt, wird besagtes Album kurzerhand komplett gespielt – gute Idee, da haben schließlich alle etwas davon.

Imposante Rhythmen, begleitet von eher simplen, in schwarz/weiß gehaltenen Visuals (passend zu Woodkids bisherigen Videos), ausschließlich weißen Scheinwerfern und einer auch eher einfachen, aber dafür umso wirkungsvolleren Stimme, die live Gott sei Dank hält, was das Album verspricht. Die Range ist beschränkt, und man hat überhaupt ein bisschen das Gefühl, Lemoine strengt sich nicht mehr an, als er muss, aber das, was da ist, könnte besser kaum klingen. Das imposante Stabat Mater, die letzte Singleauskopplung I Love You und jedes Pauken- und Trommelspiel, dass nur von Licht und Dunkelheit begleitet wird, sind definitiv zwei besondere Highlights, auch wenn man klar sagen muss, dass sowohl auf dem Album, als auch live, Woodkids erster Hit Iron unerreichbar ist. Der Song ist ein Geniestreich auf dem, wenn man ehrlich ist, seine ganze bisherige Karriere als Musiker beruht.

Mit seiner Mischung aus dramatischer, groß aufgezogener Melancholie und einem doch sehr einfach gestrickten, geradlinigen Muster, hat der Endzwanziger aus Frankreich nicht nur eine Marktlücke gefunden, sondern diese auch geschickt gefüllt und darf sich nun über seinen wohlverdienten Erfolg freuen, den ein voller, wenn auch nicht ausverkaufter Zuschauerraum mit ihm teilt. Die Tatsache, dass er bereits einmal zuvor in Wien war, aber leider zugeben muss, dass das die langweiligste Erfahrung seines Lebens war (so etwas kann man übrigens mit ziemlicher Sicherheit auch nur hier sagen und erntet dafür noch verständnisvollen Applaus) hat Woodkid nach diesem Abend hoffentlich selbst schnell vergessen und macht sein Versprechen, das nächste Mal mit Orchester (und einem Merchstand, bitte) zu kommen, wahr.