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Lincoln

8
Biopic

Steven Spielberg nimmt sich in seinem neuen Film den 16. amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln vor, der die Sklaverei abschaffte und damit zu einer Legende wurde…

Steven Spielberg zeigt in seinem neuen Werk Lincoln die Monate des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln zwischen seiner Wiederwahl und seinem Tod, die politisch äußerst wichtig und einflussreich waren. Es herrschte Bürgerkrieg in Amerika, Nord gegen Süd, Schwarz gegen Weiß. Ein Ende der Sklaverei konnte diesen Krieg beenden, was Abraham Lincoln mit dem 13. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung durchbringen wollte. Der harte Kampf um jede Stimme im Vorfeld der Abstimmung über den Artikel werden ebenso thematisiert, wie das politische Vorgehen des Präsidenten in der Bürgerkriegsfrage. Der Film endet mit der Ermordung von Abraham Lincoln durch ein Schuss-Attentat.

Lincoln  konzentriert sich auf die letzten Monate des Präsidenten und fokussiert das Thema damit ganz klar auf den Sezessionskrieg in Zusammenhang mit der Abschaffung der Sklaverei. Es wird zwar das Elend des Krieges ins Bild gesetzt, verwundete Soldaten im Lazarett besucht, Schießereien auf dem Schlachtfeld gezeigt, und Lincolns Sohn, der das unbändige Verlangen und eine Verantwortung für sein Heimatland spürt und in den Krieg ziehen will, notfalls gegen den Willen seines Vaters. Doch der Großteil des Filmes spielt in Innenräumen, wo die Volksvertreter harte Debatten führen.

Denkweise und Argumente von damals werden ins Bild gesetzt und gegensätzlichen Positionen wird ausgiebig Platz gemacht: Das Werk widmet sich den Soldaten, den Politikern der beiden Lager und der Familie des Präsidenten, dem vom Krieg angezogene Sohn und der sich sorgenden und um verstorbene Söhne trauende Mutter am Rande des Wahnsinns. Lincoln wird als väterlicher, ruhiger Mann porträtiert. Seine Besonnenheit kann den einen oder anderen Mitarbeiter zur Weißglut bringen, Lincoln wird trotzdem immer wieder mit einer Anekdote oder kleinen Geschichte versuchen selbstironisch die Situation zu deeskalieren.

Spielberg hat ein durchwegs ernstes, detailgetreues und beeindruckendes Porträt über einen wichtigen Präsidenten Amerikas geschaffen, der seine Überzeugungen vertretend ruhig und elegant seinen politischen Weg gegangen ist. Die Sprache Lincolns ist gewählt, er drückt sich gerne in Gleichnissen aus, was dem Film eine poetische Komponente gibt.  Die Bildsprache ist von Spielberg routiniert inszeniert: eine dunkle Atmosphäre, dunkle Räume, durch deren Fenster ein paar  vereinzelte Sonnenstrahlen dringen und die Silhouette Lincolns umspielen. Daniel Day-Lewis ist zweifelsohne eine großartige Besetzung für die Hauptrolle des groß gewachsenen Mannes. Er schafft es durch seine Körpersprache die überlegte, elegante und auch melancholische Charakteristik Lincolns wiederzugeben.

Während lange, teilweise mühsame und aus heutiger Sicht sicher absurde Diskussionen im Vorfeld der Abstimmung Lincoln bestimmen,  schafft Spielberg trotzdem ein spannendes Ende und die gewohnte Katharsis nach der Abstimmung. Das bekanntlich tragische Ende ist ebenso dramatisch inszeniert und nicht frei von Kitsch, doch den braucht Spielberg nach dem relativ trockenem Großteil des Films. Man darf gespannt sein, wer nun bei den Oscars abräumen wird: das Biopic Spielbergs oder der Sklaven-Western Django Unchained (zur Kritik).

Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Tony Kushner, Darsteller: Daniel Day-Lewis, Sally Field, David Strathairn, Joseph Gordon-Levitt, James Spader, Hal Holbrook, Tommy Lee Jones, Laufzeit: 149 Minuten, Filmstart: 25.01.2013, www.lincoln-derfilm.de