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Soundgarden – King Animal

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Grundge

Best-of Alben, die einen fahlen Beigeschmack hinterließen, wenig erfolgreiche Soloprojekte und eine Trennung brachten Soundgarden genau dorthin zurück, wo sie hingehören…

1984 gegründet, zählten Soundgarden, neben Nirvana und Pearl Jam, jahrelang zu einer der Mitbegründer der Grunge-Bewegung. Dabei war die Band immer stärker von Heavy Metal als von Punk beeinflusst. Mit dem Ende von Grunge wurde aus Soundgarden eher eine musikalisch  durchschnittlich inspirierende Band. Während ersten Alben (von Ultramega OK bis hin zu Superunkown) begeisterten, wurde das Werk Down On The Upside (1996) von Kritikern weltweit verrissen. Ein Jahr später löste sich die Band schließlich auf.

Drummer Matt Cameron zog es danach zu einem kurzen Gastauftritt zu den Smashing PumpkinsQueens Of The Stone Age und danach zu der Konkurrenz Pearl Jam, wo er noch heute am Schlagzeug sitzt. Sänger Chris Cornell gründete mit Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk (drei Bandmitglieder von Rage Against The Maschine) die Band Audioslave. 2007 löste sich die Band aufgrund mäßigen Erfolgs auf und Cornell versuchte mit Soloprojekten an einstige Glanzzeit anzuschließen. Der Versuch missglückte abermals und brachte ihm in der Fangemeinde reichlich Spott ein. Dieser scheint jedoch in Vergessenheit geraden zu sein, als der Musiker vor zwei Jahren bekannt gab, dass Soundgarden wieder zusammengefunden hat. Nun, ganze 16 Jahre und zwei Best-of Alben später, hat die Band ein neues Werk namens King Animal veröffentlicht und schafft es dabei (mehr der weniger) nahtlos an ihrem früheren Erfolg anzusetzen.

 

Überraschend ist bei dem Comeback vor allem, dass das Quartett mit einer scheinbaren Selbstverständlichkeit die letzten schwierigen Jahre überbrückt hat. Soundgarden findet in einem harmonischen Zusammenspiel ohne Ermüdungserscheinungen wieder zueinander und es entsteht der Eindruck, als wäre seit der Trennung 1997 kaum Zeit vergangen. Fans erwartet auf King Animal vertrauter Rock bis hin zu digitalen Soundelementen, die niemals aufdringlich wirken.

Beim passend benannten Opener Been Away Too Long weht dem Hörer gewohnt rockiger Sound um die Ohren; bei Bone Of Birds wird es dann ruhig und melancholisch, während es bei A Thousand Days Before fast psychedelisch zu geht. Am Schluss wird mit Rowing ein Song auf das Album gepackt, der progressive Blues-Elemente beinhaltet und mit seinem Gospel-Einschlag verwundert. Chris Cornells Stimme wird auf der Platte nicht in den Vordergrund gedrängt (Überraschung!), vielmehr geht es hier tatsächlich um das musikalische Gesamtpaket. Starke Riffs, pulsierende Drums, außergewöhnliche Arrangements und der markante Gesang verschmelzen zu einer Einheit und es wird wieder vor Augen geführt, was für eine Kraft in der Band steckt.

Das neue Werk von Soundgarden präsentiert sich also sowohl stilsicher als auch vielseitig. Chris Cornell und Konsorten haben es sich mit der Veröffentlichung von King Animal scheinbar zur Aufgabe gemacht, beweisen zu wollen, dass hinter der Reunion mehr steckt als finanzielle Bereicherung und Ausschöpfung nostalgischer Empfindlichkeiten. Soundgarden haben ein aufrichtiges und vor allem authentisches sechstes Studioalbum erschaffen – King Animal ist ein überraschend vorbildhaftes Comeback einer, ja, Grunge-Legende.

Soundgarden –King Animal – Universal