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Playstation All-Stars Battle Royale

Super Smash Brothers aus dem Haus Nintendo ist eine der erfolgreichsten Serien überhaupt. Der Aufhänger: Alle erdenklichen Nintendo-Charaktere in eine Arena werfen und diese gegenseitig im buntem Chaos besinnungslos prügeln lassen. Seit jeher ein Spaßgarant vor allem für Multiplayer-Duelle war es nur eine Frage der Zeit, bis das Prinzip seine Nachahmer findet.

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2012 versucht nun Sony dieses Erfolgskonzept aufzugreifen und die eigenen IP-Kiste zu durchwühlen – auf der Suche nach Charakteren und Ideen, die zusammengewürfelt ein ähnlich unterhaltsames Schauspiel zu bieten haben. Unbestreitbar, dass hier das Nintendo-Vorbild als Schablone dient, was die Frage aufwirft, ob es dem Titel gelingt, sich aus dem Schatten des großen Vorbilds zu erheben. Grundsätzlich ist sehr viel schief gelaufen bei diesem ersten Anlauf. Zunächst wäre das Problem gegeben, dass Sony seit jeher nicht so sehr auf Charaktere setzt. Dementsprechend schwierig ist es dann auch, einen Kämpferreigen mit dem selben Aha-Effekten zu präsentieren.

Viele der Kombattanten sind öde, die Auswahl merkbar konservativ – ganz zu schweigen davon, dass sich die verschiedenen Stilrichtungen nicht ansatzweise so gut mischen lassen wie bei der Konkurrenz. Da prügelt sich ein knuddeliger, zweidimensionaler PaRappa (the Rapper) mit einem Vorreiter blutiger Brutalität wie Kratos aus God of War  ein sehr groteskes Bild. Wenig hilfreich ist zudem die lieblose Gestaltung der diversen Arenen, die versuchen, den Kämpfern Story und Hintergrund zu liefern. Nahezu abstoßend dilettantische Powerpoint-Cutscenes stellen sicher, dass kein Fan auf seine Kosten kommt.

Beim Gameplay versucht man es mit Innovation: Anders als bei klassischen Prüglern gibt es keinen Health-Balken. Stattdessen wird geprügelt, um den eigenen Balken für Spezialattacken aufzuladen, welche dann mit gutem Timing für Instant-KOs sorgen. Zwar ist der Ansatz interessant, in der Praxis schafft er aber viele Probleme und das Spiel findet zu keinem Zeitpunkt einen schwungvollen Moment. Außerhalb der Spezialattacken ist das Geschehen relativ bedeutungslos, genauso wie die umfangreichen Move-Listen der Charaktere. Zwar gibt es viele Möglichkeiten Combos zu entdecken, aber nachdem diese kaum einen nennenswerten Einfluss auf das Geschehen haben ist es selten die Mühe wert. Auch die Spielmodi und freischaltbaren Extras sind extrem limitiert: In einem lieblosen Menü wird aus den kargen Möglichkeiten gewählt, neben einem aus Super Smash Brothers bekannten Story-Modus gibt es noch einzelne Challenges für jeden Charakter, was beim Erlernen der Feinheiten des Systems sehr hilfreich ist. Das Spieler-Profil mit freigeschalteten Grafiken zu schmücken und neue Skins für die Charaktere auszuwählen ist dann aber auch schon der Abschluss des Singleplayer-Programms.

Nicht fehlen darf natürlich ein Multiplayer-Modus, welcher online und offline die einzige nennenswerte Neuerung des Titels aufzeigt: Nahtloses Cross-play zwischen PS Vita und PS3-Versionen sorgt dafür, dass jeder mit jedem unkompliziert und systemübergreifend zusammenspielen kann. Der Preis dafür ist aber hoch: die PS3-Version ist mit der Handheld-Version identisch- daher grafisch auch qualitativ recht minderwertig. Verwaschene Texturen und Detailarmut stehen auf der Tagesordnung, was besonders ins Gewicht fällt, da die verschiedenen Figuren schließlich aus zahlreichen grafisch hochwertigen HD-Serien stammen. Online verspricht Sony langfristig Support: Neben neuen DLC-Figuren sollen laufende Balance-Updates dafür sorgen, dass die rauen Ecken des Spiels noch ausgebügelt werden.

Als Fazit bleibt, dass Playstation All-Stars Battle Royale sein Grundversprechen doch hält: Mängel in der Präsentation und im Kampfsystem fallen wenig ins Gewicht, wenn man mit drei Freunden grölend vor der Konsole sitzt, zum anspruchslosen Party-Spiel reicht es also allemal. Nur wer von seinem Prügler Tiefgang und Detailreichtum erwartet, wird hier bitter enttäuscht. Vom Nintendo-Vorbild trennt der Sony-Abklatsch Dimensionen, aber aller Anfang ist bekanntlich schwer.

Plattform: PS3 (Version getestet), PS Vita, Spieler: 1-4, Altersfreigabe (Pegi): 12, Veröffentlichungsdatum: 21.11.2012