Little-Big-Planet-Karting-©-2012-Sony

Little Big Planet Karting

6
Action-Racer

Zusammen mit Playstation All-Stars Battle Royal bläst Sony mit dem Release von Little Big Planet Karting nun zur Großoffensive auf Nintendo-Territorium. Da Kampfspiele ja momentan wieder en vogue sind und ein hauseigenes Mash-Up von altgedienten, eingemotteten und auch brandneuen Maskottchen, die sich (vor allem im Vier-Spieler Kooperationsmodus besonders) vergnüglich verprügeln, bisher nur vom Big-Player Nintendo aufgegriffen wurde, kann man der Konkurrenz ja fast nicht böse sein, wenn hier kräftig kopiert wird.

Noch mehr Nachsicht dürfte aber einem anderen (Sub-)Genre in dieser Hinsicht zugestanden werden, nämlich dem Kart-Racing. Diesmal ist überraschend nicht Sega mit dem gefühlten tausendsten Abguss der immergleichen Karting-Variation am Zug, sondern die Macher des vielleicht bekanntesten  und beliebtesten Sony-Maskottchens der letzten Jahre: Media Molecule und der Star aus Little Big Planet, Sackboy. Zusammen mit United Front Games, die schon für ModNation Racer, dem überraschend viele Ähnlichkeiten aufweisenden Multiplayer-Spaß mit großem Knuddelfaktor, verantwortlich waren, bekommt nun also Sonys Antwort auf den Schnurrbart-tragenden Klempner seine Chance in fremden Gefilden.

Auf den ersten Blick dürften sich Spieler der bisher erschienenen Little Big Planet-Teile mehr als zuhause fühlen: Die einschmeichelnde Stimme von Stephen Fry leitet durch die Intro-Sequenz und die diversen Tutorials; das Game-Hub in Form des Pappkarton-“Pods” ist auch hier vorhanden; ein umfassender Level-, Kart- und Spielerfigur-Editor lädt zum kreativen Experimentieren ein und die vergnügliche Leichtigkeit sowie hübsche Do-It-Yourself-Optik des Jump’n’Runs findet sich auch in diesem Fun-Racer-Ableger wieder. Eine recht belanglose, aber immerhin vorhandene Story rund um die “Hoard” – eine Art Plüsch-Mad-Max-Truppe, die Chaos und Zerstörung in die kunterbunte Fantasiewelt von LBP verursacht – knüpft die diversen Rennstrecken auf unterschiedlichen “Planeten” zusammen. Jene Planeten bieten natürlich unterschiedliche Terrains und Spielvarianten: Neben den diversen Standard-Rennen bietet ein Battle Mode, Waypoint Races, Treasure Hunts und Score Attacks genügend Abwechslung.

Die Rennen gestalten sich überraschend simpel: Driften um Kurven weckt mehr als nur einige Erinnerungen an Mario Kart und auch die auf der Strecke verteilten Power-Ups sind, bis auf wenige Ausnahmen, altbekannt. Das Ausgewogenheit hier eine große Rolle spielt, dürfte den Entwickler entgangen sein: Ein Boxhandschuh, der kurzzeitig einen Boost einbringt und Gegner betäubt, bietet hier zu viel Ähnlichkeit zur Rakete, die ebenfalls für einen Moment Beschleunigung einbringt – den Vogel schießt aber ein Vorspul-Power-Up ab, das den Spieler einfach automatisiert in die vorderen Ränge versetzt und einen taktischen Vorteil ermöglicht, der zum Kopfschütteln einlädt. Als einzig interessantes Feature erweist sich der aus LBP 2 bekannte Greifhaken, der das elegante Schwingen über tiefe Gräben erlaubt.

Der große Reiz ist neben dem fantastischen Leveleditor, der Kreative stundenlang beschäftigen dürfte, vor allem die Möglichkeit, sowohl Fahrer als auch die Karts selbst mit unzähligen Accessoires ausstatten zu können: Ob nun als Hells Angels-Biker mit Engelsflügeln in einem fliegenden Piratenschiff oder als Stein-Gargoyle in einem umgedrehten Sturzhelm auf Rädern – es macht einfach immer wieder Laune, die Ausstattung zu wechseln und Rennen damit zu bestreiten.

Little Big Planet Karting bietet letzten Endes zu viel, um ein weiterer belangloser Kart-Racer zu sein, aber insgesamt auch zu wenig, um einen dauerhaften (guten) Eindruck zu hinterlassen – auch angesichts der Tatsache, das potentiell unendlich viele Strecken dank gewohnt guter Online-Option möglich sind. Hätte man mehr Zeit in die Optimierung diverser Elemente wie Power-Ups und Spieloptionen aufgewendet, so würde der Fun-Racer auch zweifellos länger Spaß bereiten und sich mehr als vollwertiges Spiel präsentieren als in seiner jetzigen Form, die eher einem Add-On ähnelt.

Plattform: PS3 (Version getestet), Spieler: 1-4, online 2-8, Altersfreigabe (PEGI): 7, Veröffentlichungsdatum: 07.11.2012