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The Great Magician

6
Actionkomödie

Film ist Magie, Illusion, Traum und er ist Wirklichkeit, Kultur, Politik. Nichts Neues. All das war er schon, als er mit seinen lebenden Bildern Varietees und Jahrmärkte und (so sein Selbstverständnis) bald die ganze Welt eroberte.

Dafür dass der Film seiner Erfolgsgeschichte mit Stolz, Ehrfurcht und nicht immer mit kritischer Distanz begegnet, gibt es von Anbeginn an und bis heute ungebrochen Beispiele. Allein das vergangene Kinojahr brachte mit Scorseses „Hugo Cabret“ und Hazanavicius „The Artist“ zwei sehr unterschiedliche und auf ihre Weise erfolgreiche Filmgeschichten auf die Leinwand. Nun gibt es mit „The Great Magician“ von Regisseur Derek Yee eine Hongkonger Version, die sich aber weniger um die Geschichte, als im großen Blockbuster-Stil um die technische Ureigenschaft, um die Effekte des Kinos bemüht. Die große Illusion.

Chang Hsien (Tony Leung Chiu-Wai, wir denken sehnsüchtig an seine Darstellung in Wong Kar-Wais Filmen) ist ein Magier, der sich am Jahrmarkt von einem Theater engagieren lässt. Seine spektakulären Tricks bescheren ihm großen Publikumszulauf und die Aufmerksamkeit von General Bully Lei (Lau Ching-wan) und seiner Riege. Ganz nach Plan. Chang Hsien ist zwar tatsächlich Magier, in Wahrheit verfolgen er und seine Truppe aber die Entmachtung des Generals. Illusion der Illusion. Eine weitere kommt hinzu, als er auf Liu Yin (Zhou Xun) trifft, seine abhanden gekommene Verlobte und Bully Leis wehrhafte Ehefrau Nummer sieben. Liebe als Illusion. Über Liu Yin entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen dem Magier und dem General, wodurch die Einigkeit der Zaubertruppe und der politische Auftrag Hsiens ins Wanken gerät.

Das präsentiert sich im Kleid einer pompösen Komödie, die sich viel aufgebürdet hat. Die Story ist sinngemäß etwas absurd und lebt davon, dass sie sich mit aberwitzigen und bombastischen Einlagen hochschaukelt. Der große Auftritt macht Eindruck, verpufft aber schnell. Alles ist Show, wie es das Publikum fordert. Alles ist möglich, wie es der ausgelebte Widerspruch von Nostalgie und High-Tech zeigt. Die dekadente Gesellschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts ist auf Amüsement und Unterhaltung aus. Magie ist begehrt, unter ihr die Filmprojektion groß in Mode. 

Sie ist ein Griff in die Trickkiste, dessen Erfolg darauf basiert, dass Menschen getäuscht werden wollen. Die perfekte Illusion. Das Leben als Trugbild, das Trugbild als Leben. „The Great Magician“ wimmelt nur so von Beispielen dafür. Man täuscht andere und sich selbst und will von anderen getäuscht werden. Das Werkzeug zur Macht ist ein Zauberspruch, der die Gedanken der anderen kontrollieren kann. Dass das nicht nur für einen Magier, sondern vor allem für einen Politiker interessant ist, liegt auf der Hand. Was für eine Funktion der Film in diesem Zusammenhang übernimmt, liest man am Besten bei Walter Benjamin nach. Irgendwann zeigt sich, dass alles, was die Protagonisten an hehren Zielen verfolgt haben, den kleinen privaten Wünschen und Träumen weichen muss. Dann offenbart sich auch, dass von „The Great Magician“ nicht viel mehr als Schall und Rauch bleiben. Doch das Medium Film wäre nur halb so faszinierend, wenn das nicht trotzdem unterhaltsam wäre.

 Regie: Derek Yee; Drehbuch: Derek Yee, Chun Tin-nam, Lau Ho-leung; Darsteller: Tony Leung, Lau Ching-wan, Zhou Xun, Yan Ni, Wu Gang, Paul chun, Vincent Kok, Tsui Hark, Filmlänge: 128 Minuten