The-Dark-Knight-Rises-©-2012-Warner-Bros

The Dark Knight Rises

5
Comic-Verfilmung

Mit „The Dark Knight Rises“ findet Christopher Nolans Batman-Trilogie ihre Conclusio. Diesmal stellt sich Bane dem dunklen Ritter in den Weg und wer die Geschichte der beiden kennt, wird Böses ahnen.Acht Jahre nach den Ereignissen von „The Dark Knight“ kehrt Batman nach Gotham City zurück. Von der Polizei noch immer als Mörder von Harvey Dent gebrandmarkt und wie ein Verbrecher gejagt, sieht sich Bruce Wayne (Christian Bale) gezwungen, das schwarze Kostüm anzulegen, um Gotham vor einer erneuten Bedrohung zu bewahren, derer die Gesetzeshüter nicht Herr werden können. Doch zunächst ist es das Auftauchen der mysteriösen Selina Kyle (Anne Hathaway), die Batman wieder auf den Plan ruft. Dabei ist sie nur der Vorbote einer weitaus größeren Gefahr, denn ihr Erscheinen kulminiert in der Ankunft des Terroristen Bane (Tom Hardy), der einen Aufstand in die Wege leitet mit dem Ziel, ganz Gotham City dem Erdboden gleich zu machen.

Wie bei so vielen Abschlüssen einer Trilogie, sieht sich auch Christopher Nolan hier einigen Problemen gegenübergestellt, die es zu lösen gilt. Zum einen muss ein neuer Antagonist eingeführt werden, da bekanntlich weder der Joker noch Two-Face weiter verwendet werden konnten. Zum zweiten muss ein dritter Teil seine Vorgänger nochmals übertreffen, was nicht nur in einer Überlänge resultiert, sondern gleichzeitig in einer übertriebenen Anhäufung an zusätzlichen Figuren, die dadurch (bzw. trotz über zwei Stunden Dauer) nicht genügend Spielraum bekommen, sich zu entfalten. Das Ergebnis: die Komplexität, die jeder einzelnen Figur inne ist und deren Potenzial im Film spürbar ist, geht flöten. Zum dritten muss ein gelungenes Ende vollbracht werden, dass gleichzeitig abschließend, offen genug für weitere Geschichten und noch dazu für die Zuschauer befriedigend ist.

Was die antagonistischen Kräfte in „The Dark Knight Rises“ betrifft, wird mit Bane nicht nur eine grandiose Comicfigur zur Hand genommen, sondern auch im Film selbst gekonnt und beeindruckend in Szene gesetzt. Tom Hardy strahlt eine kraftvolle physische Präsenz aus. Sein Bane ist brutal, aber gleichzeitig kalkulierend und schlau. Er weiß, was er will und er nimmt den direktesten Weg sein Ziel zu erreichen. Vor allem sein beinahe eleganter und poetischer Sprachstil bildet einen hervorragenden Kontrast zu seiner körperlichen Härte, was darin mündet, dass Bane eine durchwegs komplexe Figur ist, die dem Finale der Trilogie mehr als würdig ist. Der Regisseur hätte jedoch die Möglichkeit gehabt, diesen Charakter noch interessanter und vielschichtiger zu gestalten, wenn er sich mehr auf einen weiteren Aspekt seiner Persönlichkeit konzentriert hätte, die er leider für einen billigen „Aha-Effekt“ am Schluss opfert.

Dieser Mangel ist nicht Tom Hardys Darstellung zuzuschreiben, sondern dem schlecht fokussierten Drehbuch und einer inkonsequenten Regie. Ganz im Gegenteil, „The Dark Knight Rises“ erleidet das gleiche Schicksal, wie schon sein direkter Vorgänger. Man lechzt nach mehr Szenen mit Bane und wartet eigentlich nur darauf, dass er wieder in Erscheinung tritt (gleiches gilt im Prinzip auch für „The Dark Knight“, wo man auch sehnsüchtig jeder Szene mit dem perfiden Joker entgegenfiebert). Sein Spiel und sein Charakter sind derart vereinnahmend, dass es nicht nur Batman in den Schatten stellt, sondern dazu beiträgt zur interessantesten Figur im ganzen Film aufzusteigen. Wie in manch anderen Kritiken getan, ist es allerdings sinnlos ihn mit dem Joker, respektive Hardys Performance mit der von Heath Ledger zu vergleichen. Beides sind vollkommen konträre, unterschiedliche Charaktere, beide wurden grundverschieden dargestellt und gespielt.

Enttäuschend schwach hingegen, zeigen sich Marion Cottilard und Christian Bale. Erstere spielt schlichtweg unglaubwürdig, letzterer einfach nur gelangweilt. Ein Glanzpunkt in der Besetzung ist jedoch Anne Hathaway als Selina Kyle und ihr Alter Ego Catwoman (wenngleich dieser Name kein einziges Mal im Film fällt). Sie macht nicht nur körperlich, sondern auch schauspielerisch einen mehr als guten Eindruck. Schade nur, dass der Regisseur irgendwann im Verlauf des Films scheinbar komplett auf sie vergessen hat und sie nur hin und wieder einstreut, um die Zuschauer daran zu erinnern, dass sie ja auch noch vorhanden ist. Wieder ein Hinweis auf die Qualität von Drehbuch und Regie von „The Dark Knight Rises“. Was kann man von einem Regisseur halten, der sich scheinbar in seinem eigenen Werk nicht mehr zurechtfindet? Was sagt das über die Handlung an sich aus?

Wie schon anfangs erwähnt, muss der Abschluss seine Vorgänger nochmals übertrumpfen. Zugegeben, das ist keine leichte Aufgabe, dennoch rechtfertigt das bei weitem nicht eine derart überfrachtete und größtenteils unlogische Handlung, wie sie „The Dark Knight Rises“ aufweist. Mehr als einmal fragt man sich, selbst als wohlwollender Zuschauer, welche Motivation die Figuren für ihre Taten eigentlich haben. Viel zu oft sind diese nicht nur undurchsichtig, sondern schlichtweg nicht vorhanden. Weshalb zahlreiche Wendungen und Szenen einfach nicht greifen und damit ihr Funktionieren innerhalb des Plots scheitert. Mit stetigem Verlauf der Geschichte, fällt das Gerüst zusammen und bricht über den Köpfen der Charaktere zusammen.

Das Scheitern der Geschichte führt dazu, dass „The Dark Knight Rises“ in seiner letzten Instanz nichts weiter als teures, bombastisches Blendwerk ist. Die Actionsequenzen sind gelungen und mitreißend gemacht, dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack, da der langwierige (und mit 164 Minuten ist das Werk hoffnungslos zu lang) Weg zu jeder einzelnen spannenden Konfrontation, weder Hand noch Fuß hat und somit nur als zwanghafter Lückenfüller herhalten muss, um der Action eine Existenzberechtigung zu geben. Abermals wird die enttäuschende Arbeit von Christopher Nolan frappant spürbar.

Viel zu oft opfert er alle interessanten und komplexen Aspekte der Geschichte und seiner Figuren, jegliches Potenzial für einen neuen Blickwinkel auf seine Protagonisten und Antagonisten zugunsten von Bombast und Spektakel, Kitsch und Klischee, was dazu führt, dass „The Dark Knight Rises“ nicht wirklich etwas Neues zu bieten hat. Schlimmer noch, Nolan hatte weder den Mut, noch die nötige Konsequenz, um aus dem Vollen zu schöpfen, um die vorhandenen Möglichkeiten auszuspielen. Gerade das ist das ärgerliche an diesem Werk. Es wäre so viel vorhanden gewesen, es hätte „The Dark Knight“ tatsächlich noch mal eines drauf setzen können und der mit Abstand beste und interessanteste Teil der Trilogie werden können, doch Nolan zeigt hier (wie auch schon mit „Inception“), dass er doch nicht mehr als ein mittelmäßiger Handwerker ist und bei weitem nicht der grandiose, vielschichtige Filmemacher, für den er gehalten und von den Medien sowie unzähligen Kritikern verkauft wird.

Man darf die relativ schlechte Bewertung von diesem Film nicht zwangsläufig als absolute Meidung verstehen. Über große Teile hinweg und vor allem in den Szenen mit Bane, ist „The Dark Knight Rises“ ein unterhaltsamer Actionfilm. Es ist einfach nur schade, dass der Regisseur zu keinem Moment in der Lage war, sein Werk zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen und das gesamte Potenzial von „The Dark Knight Rises“ verschenkt. Somit lastet die ganze Qualität auf den, zugegeben breiten, Schultern seines Antagonisten.

Regie: Christopher Nolan, Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, Darsteller: Christian Bale, Tom Hardy, Anne Hathaway, Liam Neeson, Joseph Gordon-Levitt, Gary Oldman, Marion Cotillard, Morgan Freeman,  Michael Caine, Laufzeit: 164 Minuten, Kinostart: 26.07.2012