Lollipop-Chainsaw-©-2012-Warner-Interactive

Lollipop Chainsaw

Was haben “Killer 7”, “Shadows of the Damned” und die “No more Heroes”-Serie gemeinsam? Natürlich das Kreativpotential des japanischen Masterminds Goichi Suda, besser bekannt als Suda51. Auch sein neuestes Werk, “Lollipop Chainsaw”, sorgt schon im Vorhinein für Kopfschütteln…

Nicht zuletzt das Ausreizen von Klischees und Absurditäten, gepaart mit verrückten Gameplay-Konzepten haben Suda zurecht einen gewissen “Auteur”-Status in der Videospielbranche eingebracht. Wenig verwunderlich erscheint dahingehend also die Tatsache, das auch “Lollipop Chainsaw” wie schon seine Vorgängerproduktionen problemlos in die “Tanzt-aus-der-Reihe” Nische einzuordnen ist.

Schon der Titel verrät mehr als man zu wagen vermutete: Eine Kettensäge und Dauerlutscher spielen hier mehr oder weniger die Hauptrolle. Die Erklärung? Pünktlich am 18. Geburtstag der überaus attraktiven, wohlbehüteten sowie dezent naiven Cheerleaderin Juliet Starling bricht (mal wieder) eine Zombie-Apokalypse aus, die mittels beherzter Waffengewalt eingedämmt werden muss. Praktischerweise entstammt die Blondine einer Familie von Zombiejägern, die den wahnwitzigen Plot rund um eine drohende Invasion von Zombie-Rock’n’Roll-Lords gewissermaßen begreiflich(er) macht.

 

Entgegen weiterer Klischees nutzt Juliet neben schlagkräftiger Cheerleader-Pompons-Kombos auch ihre hübsch verzierte Kettensäge (mit integrierter Handy-Aufbewahrung), um der zombifizierte Schülerschaaren und Lehrerschaft ihrer Schule, der San Romero High School, den Garaus zu machen. Zusammen mit dem abgetrennten, aber dennoch munter vor sich hinplappernden Kopf von Juliets Freund Nick und eigenwilliger Hilfestellung durch ihre restlichen Familienmitgliedern metzelt sich der Spieler durch sieben recht unterschiedliche Areale, deren Abschluss traditionell mit einem besonders bizarren Endgegner mit Musikrichtungsthematik (z.b. ein Nordic-Metal-Wikinger samt fliegendem Schiff) gekrönt wird.

Klingt verrückt, ist es auch: Sowohl der eigenwillige Humor, der oft über die besonders bizarren Dialoghäppchen zwischen der klar an “Buffy”-angelehnten Cheerleaderin und dem am Hüftgürtel baumelnden Kopf etabliert wird, als auch das gesamte Design, das Rockabilly-Sounds mit Roy Lichtenstein-esker Comicgrafik und abgespecktem “Devil May Cry”-Gameplay verknüpft, kann getrost als Suda51-typisch bezeichnet werden. Diese Einordnung trägt allerdings neben guten Ideen auch die immer gleichen Mankos, wie man sie schon von “Shadows of the Damned” und “No more Heroes” mit sich: So bunt und blendend die Optik anfangs auch sein mag, so schnell zeigt sich leider der fehlende Feinschliff und die antiquierte beeindruckende Grafikengine dahinter. Zusammen mit der teils überaus anstrengenden Kameraführung und einer gewissen Trägheit bzw. dem nicht optimal ineinander greifenden Bewegungsabläufen des Kombosystems (Genre-typisch mit leichten und schweren, Dash- sowie Projektil-Attacken) stellt sich bald Ernüchterung beim Spieler ein.

Der Humor selbst dürfte ebenso wie die bewusst über-sexualisierte, ziemlich derbe Darstellung der Hauptfigur Geschmackssache sein, stellt aber immerhin einen Kontrast zu den vielen anderen, bewusst nicht ironisch gemeinten Frauenklischees in Videospielen dar. Wer mit ständig fluchenden Gegner und Aussagen wie “”I got that Katy Perry song stuck in my head. What a terrible way to die!” oder auch “I never thought I’d get rescued by someone with such great tits!”” nichts anfangen kann, sollte sich “Lollipop Chainsaw” zweimal überlegen.

Plattform: PS3 (Version getestet), XBox 360, Altersfreigabe (Pegi): 18, Spieler: 1, 1-16, Erscheinungsdatum: 16.06.2012