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Entdecke PROMETHEUS – Noomi Rapace Q&A

Kinozuschauer in aller Welt kennen Noomi Rapace vor allem aus den Verfilmungen der bekannten Romantrilogie von Stieg Larsson. Für ihre Darstellung der ungewöhnlichen Heldin Lisbeth Salander in „Verblendung“, Verdammnis“ und „Vergeltung“ wurde sie von Kritikern und vom Publikum gefeiert…

In ihrer Heimat Schweden war Rapace schon vor ihrer Darstellung in „Verblendung“ erfolgreich. Sie spielte in zahlreichen Spielfilmen sowie in TV- und Theaterproduktionen mit. Ihr Hollywood-Debüt hatte sie 2011 an der Seite von Robert Downey, Jr. und Jude Law in „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten„. Am Set des neuen Ridley Scott-Films „Prometheus – Dunkle Zeichen„, in dem Rapace die Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw spielt, erzählt sie, wie es ist, sich in ihre Figur zu verwandeln, über die Arbeit in Hollywood und ihre Vorbereitung für die Rolle.

Erzählen Sie uns ein bisschen über Elizabeth Shaw. Sie ist diejenige, die die Handlung vorantreibt, oder?

Ja. Ich denke, sie ist in gewisser Weise auch das Herz des Films, diejenige, über die man die Dinge deutet. Also ist sie sozusagen der Motor, auch, weil sie alles überhaupt erst in Gang gesetzt hat. Sie ist an Weyland herangetreten. Sie hat ihn überzeugt, sein Geld in diese Mission zu stecken. Sie hat ihren Vater verloren, als sie noch sehr jung war. Er war christlicher Missionar. Ich glaube, wenn man sehr früh etwas so Einschneidendes erlebt, hat man zwei Optionen. Man kann den Glauben an alles verlieren, innerlich sehr düster werden und glauben, dass alles eine Art Strafe ist. Sie wählt den anderen Weg, weil sie geliebt wurde und ihr Vater seinen Glauben an sie weitergab. Sie hält an diesem Glauben fest und sieht in allem, was geschieht, einen Sinn und ein Ziel. Letztlich geht es darum, was man glauben will, wer man sein will und was man aus den Dingen macht, anstatt sich als Opfer zu sehen.

Noomi Rapace als Elizabeth Shaw

Ist sie so tough wie zum Beispiel Ripley in „Alien“?

Ich denke, Shaw ist in gewisser Weise weiblicher. Sie ist Wissenschaftlerin, eine Archäologin. Ich glaube, Ripley war von Anfang an sehr viel härter, weil sie allein war. Shaw tritt die Reise an, um mit Holloway zusammen zu sein, den sie liebt. Sie sind ein Team und gehen gemeinsam auf diese Mission. In der Mitte des Films geschieht etwas, das sie härter und kriegerischer werden lässt. Sie muss sich zu einem gewissen Grad emotional abschotten, um überleben zu können. Anfangs ist sie diese eher unschuldige Figur voller Hoffnungen und Glauben, doch später entwickelt sie eine dunklere Seite. Aber sie behält trotzdem ihren Glauben. Sie glaubt an einen Schutzengel, der immer auf sie aufpasst. Aber sie ist in mancherlei Hinsicht mit Ripley verwandt. Man kann da sicher eine Verbindung erkennen. Ich glaube, die Frauenfiguren von Ridley Scott sind alle ziemlich tough, sie können sich durchsetzen und sie sind ziemlich gut darin, sich zu wehren.

Bei ihm gibt es keine schwachen Frauen, oder?

Nein, nicht wirklich. Ich kann mich daran erinnern, wie es war, „Thelma & Louise“ zu sehen, ich war so jung und ich dachte: „Verdammt, was ist das denn?“ Ich hatte damals, mit zwölf oder so, noch nie etwas Derartiges gesehen. Ich finde Ridleys Arbeitsweise unglaublich. Er hat eine ganz klare Vision vor Augen und bleibt dabei trotzdem sehr offen. Wenn ich mit einer besseren Idee ankomme, sagt er „Ja, okay, lass uns das ausprobieren.“ Es ist, als würden wir jeden Tag gemeinsam etwas Neues erschaffen, und es ist einfach toll, ein Teil davon zu sein. Er überrascht mich jeden Tag und er hat so viel Energie. Den Mann muss man einfach lieben!

Nach Ihrem Erfolg mit VERGELTUNG arbeiten Sie jetzt in Hollywood. War es schwer, hier ähnlich starke Frauenrollen wie Lisbeth Salander und jetzt Shaw zu finden?

Nein, eigentlich nicht. Vielleicht habe ich nur sehr viel Glück, denn obwohl die meisten der Drehbücher, die ich geschickt bekomme, nicht so toll sind, gibt es einige echte Perlen darunter, wirklich gute Geschichten mit starken Figuren. Vielleicht bin ich also nur verwöhnt. Aber ich glaube, es verändert sich auch langsam etwas. Es gibt immer mehr interessante Rollen für Frauen.

Ridley Scott gibt die Richtung vor

Die Crew des Raumschiffs ist ein richtiges Ensemble. Wie war die Zusammenarbeit?

Fantastisch. Ridley hat einen tollen Mix aus Leuten zusammengestellt und es ist eine wahre Freude, mit so vielen großartigen Schauspielern zusammenzuarbeiten. Kate Dickie ist umwerfend. Ich habe sie gerade in „Red Road“ gesehen. Ridley hatte von ihr erzählt, ich kannte sie vorher nicht. Sie spielt die Ärztin an Bord, das ist eine kleine Rolle im Drehbuch, aber sobald wir anfangen zu arbeiten und jede Szene allmählich mit Leben gefüllt wird, ist diese ganze Gruppe von Leuten daran beteiligt. Ich sehe mich da eigentlich gar nicht in der Hauptrolle. Es geht um das, was wir alle zusammen erschaffen. Idris Elba ist fantastisch, Michael Fassbender auch. Ich hab wirklich Glück. Ich glaube, dass wir immer gemeinsam die Wahrheit jeder Szene suchen und finden, das ist wirklich Teamwork. „Wie kann man das am besten machen?“ oder „Vielleicht sollten wir beide hier den Text tauschen“. Wir alle haben diese gemeinsame Vision, wo wir hinwollen. Ridley ist dabei der perfekte Anführer, denn er gibt jedem von uns etwas und wir fügen es dann zusammen. Das ist jedes Mal wie eine Explosion.

War die Arbeit körperlich anstrengend?

Ich habe überall blaue Flecken, Kratzer und Schrammen. Es sind keine Kampfszenen und Action im üblichen Sinne, aber trotzdem muss ich vollen Körpereinsatz bringen, weil wir in einen Weltraumsturm geraten und ich werde hineingezogen. Das ist sowohl körperlich als auch psychologisch anstrengend; man wird an die Grenze gedrängt. Man muss die Verbindung zwischen Hirn und Körper kappen. Wenn man dann ein bisschen verletzt wird, spürt man es kaum. Erst wenn man nach Hause kommt, wundert man sich über die vielen blauen Flecken!

Spielen Sie diese körperlich anstrengenden Szenen gerne selbst?

Ja, soweit ich das darf. Manchmal erlauben sie es mir nicht, denn wenn ich mir zum Beispiel ein Bein breche, ist die ganze Produktion erst einmal lahm gelegt. Trotzdem mache ich am liebsten so viel wie möglich selbst, auch, weil ich nicht möchte, dass es zu professionell aussieht. Wenn die Stuntleute Szenen spielen, machen sie diese extrem perfekten Bewegungsabläufe, und da fragt man sich manchmal, ob das noch realistisch ist. Das wirkt zu glatt, ich mag es lieber, wenn es nicht ganz so souverän herüber kommt. Ich versuche, es soweit herunter zu brechen, dass ich es machen könnte, dann weiß ich, dass meine Figur das auch könnte.

Behind the Scenes

Trainieren Sie viel dafür?

Ich laufe sehr viel, denn ich will mir keine große Muskelmasse antrainieren. Ich will nicht muskulös sein, aber fit. Ich glaube, dass die Figuren auch ein Vorbereitungstraining hatten, bevor sie ins All flogen. Der Schwede Christer Fuglesang, der schon einige Weltraumflüge gemacht hat, sagte in einem Interview im schwedischen Fernsehen, dass die Schwerelosigkeit extrem belastend für den Körper ist. Es ist sehr anstrengend, da draußen zu sein, man muss vorher wirklich sehr lange trainieren. Daher glaube ich, dass Shaw und die anderen auch vorbereitet sind. Sie wollen bereit sein für das, was auf sie zukommt. Sie wissen nicht, worauf sie treffen werden oder was da draußen auf sie wartet. Also hab ich vorher auch trainiert und bin etwa fünf Mal pro Woche laufen gegangen.

Für „Verblendung“ und die anderen Filme der Millennium-Reihe habe ich sehr viel Kampfsport gemacht. Ich lernte Kickboxen und Tae Bo, weil ich aggressiv sein wollte. Ich wollte in der Lage sein zu kämpfen. Bei „Prometheus“ war es anders, diesmal habe ich mehr Lauftraining gemacht, um eher die Ausdauer zu trainieren als kurze, schnelle Krafteinsätze. Ich wollte wie ein Tier sein. Man muss seinen Körper darauf einstellen, mit möglichst wenig Nahrung auszukommen. Wenn Bären Winterschlaf machen, bereiten sie sich perfekt darauf vor; wenn sie wieder aufwachen, sind sie zwar extrem hungrig, doch ihr Körper hält so lange durch. Ich habe meinen Körper so trainiert, dass er durchhält, damit ich lange Sessions machen kann statt kurzer, intensiver Kraftanstrengungen.

Joe Utichi – www.joeutichi.com

Entdecke Prometheus –

Teil 1: Interview mit Ridley Scott / Themen und Motive

Teil 2: Charakterentwicklung Shaw / Michael Fassbender Q&A

Teil 3: Der Planet / Charakterentwicklung David

Teil 4: Charlize Theron Q&A / Idris Elba Q&A

Teil 5: Noomi Rapace Q&A / Entwicklung des Raumanzugs

Teil 6: Das Raumschiff