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Feist – Metals

7
Indie

„Ich glaube, es klingt nach Herbst, es ist sechs Uhr abends und ein Sturm nähert sich dir.“ So Leslie Feist über ihr neu erschienenes, mittlerweile drittes Album, das Ende September veröffentlicht wurde…

Die bekannte Metapher der Ruhe vor dem Sturm wird nimmt hier musikalische Formen an  – Metals ist wahrscheinlich die nachdenklichste und gleichzeitig ernsthafteste Platte der kanadischen Künstlerin. Nach sieben Jahren Tonstudio und Tour hatte Frau Feist wirklich genug vom großen Trubel: „The Reminder„, das Vorgängeralbum, hat mit einer solchen Wucht eingeschlagen, dass sie kaum mehr zur Ruhe kam. Apple war da gleich zur Stelle und vermarktete das süße 1, 2, 3, 4 für seinen neuen Ipod Nano. Feist nun also kommerzradiotauglich.

Dieses Schubladendenken lehnt sie selbst jedoch grundsätzlich ab: Sie empfindet sowohl Indie als auch Pop als passende Bezeichnungen ihrer Musik. Sie hob in einem Interview hervor, dass sie die Musik macht, die sie machen will. Leslie Feist hat sehr wohl bemerkt, dass die Bühnen um sie herum immer größer wurden, das scheint ihr aber (falls man das in der modern-kapitalistischen Gesellschaft, die ja auch das Musikbusiness nicht unverschont gelassen hat, überhaupt noch so sagen kann) egal zu sein.

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„Truth is never what it seems, my heart is not the light it was…“ So tönt die erste Single des neuen Albums, „How come you never go there“. Der geschulte Feist-Hörer fühlt sich in diesem Lied zuhause als auch gleichzeitig etwas fremd. Der lieblich-verspielte, charmante Ausdruck der beiden Vorgängeralben wird hier beiseite gelassen, viel eher werden durch (selbst-)kritische Texte und dramatische eingesetzte Instrumentalpassagen die Hörorgane der Fans gefordert. Was könnt ihr mit dem neuen Album anfangen, ihr, die ihr an Mushaboom und ähnliche Zuckerwatte-Indiehymnen gewöhnt seid?

Das fragt sich Leslie Feist vielleicht selber – ist jedoch völlig zu recht stolz auf ihre neue Platte. Sie scheint ihr ganzes Herz und den ganzen Elan der zwei Jahre, die sie nun pausiert hat, hineingesteckt zu haben – an der kalifornischen Küste, in einem kleinen Tonstudio, zu einer Seite Chilly Gonzalez, zu anderen Mocky neben sich, wurden die 12 Tracks innerhalb von nur zweienhalb Wochen eingespielt.

Durch Frauenchöre, Streicherquartett und das Klavier, das immer dabei ist, unterstreicht Feist die leidenschaftlichen und gleichzeitig ironischen Passagen ihrer Songs, eines der wohl gelungensten Lieder ist gleich die Nummer zwei des Albums, Graveyard. Leslie Feist versteht es, Balladen zwar ergreifend und authentisch zu gestalten, jedoch dabei nie ins Kitschige abzurutschen. Doch nur auf Balladen verlässt sich diese CD natürlich nicht – es dröhnt ebenso oft der gedrängte Bass aus den Lautstärkern, sowie die Drums an der ein – oder anderen Stelle so eingesetzt werden, dass einem Motto wenn, dann richtig, in den Sinn kommt (Undiscovered fist und Comfort me). Ein großes Album für einen schönen Herbst, das Feist hier gelungen ist.

  • intensiv

  • leidenschaftlich

  • authentisch

  • nachdenklich

  • anregend