Gullivers-Travels-©-2011-20th-Century-Fox

Gulliver’s Travels

2
Komödie

Fehlersuchtext: Was passt hier grundsätzlich nicht zusammen – „Basierend auf einem Roman von 1726“, „Körperkomiker Jack Black in der Hauptrolle“, „In 3D“ und „Spaß für die ganze Familie“? Vieles natürlich, aber: Es kommt (dennoch) Großes auf uns zu Gulliver’s Travels

Regisseur Rob Letterman (Monsters vs Aliens, Shark Tale) setzt bei der mittlerweile gefühlten hundertsten Adaption der berühmten (in der ungekürzten Langfassung überaus gesellschaftskritischen und schwarzhumorigen) Erzählung des irischen Priesters und Politikers Jonathan Swift (1667-1745) auf dessen leichter konsumierbare, also bekanntere Abschnitte: Die Reise Lemuel Gullivers in die Miniaturwelt Liliput und Brobdingnag, das Land der Riesen. Die nur knapp 85 minütige neuzeitliche Interpretation gestaltet sich etwas umständlicher als das Original, große Überraschungen bleiben dennoch aus. Um seiner heimlichen Angebeteten Darcy (Amanda Peet) zu imponieren, lügt der antriebslose, aber kreativ getaufte Postverteiler Lemuel das Blaue vom Himmel herunter, was ihn schließlich – um sein Gesicht zu wahren – dazu bringt, einen Auftrag als Reisejournalist anzunehmen.

Am Auftragsort (dem Bermudadreieck) angelangt, wird Gullivers Boot von einem Tornado erfasst und schon bald findet sich der Schiffbrüchige im Miniatur-Königreich Liliput wieder, wo er neben kriegerischen Konflikten auch so manch beziehungstechnisches Problem lösen muss. Die Hauptrolle und weitergehend auch der Grundtenor des gesamten Films wurde an den Komiker Jack Black angepasst, was standesgemäß entblößte Wampen bzw. Hinterteile, selbstgesungene Rockeinlagen, popkulturelle Referenzen (das Musikvideospiel Guitar-Hero wird etwa heftigst beworben) und reichlich Slackerhaftes Verhalten mit sich bringt.

Da die Produktionskosten angesichts einer aufwändigen (letztlich enttäuschenden) 3D-Fassung des Films und die – handlungsbedingt – großzügig zum Einsatz kommenden Spezialeffekte einigermaßen hoch gewesen sein dürften, ist es natürlich naheliegend, Gulliver’s Travels nicht als gesellschaftskritische Satire mit inkludiertem geschmacklosem Nischen-Humor der Marke J. Black zu vermarkten, sondern als für alle Altersgruppen taugliches Kommerzwerk ohne allzu großen Anspruch. Um dies zu erreichen setzten die Drehbuchautoren Joe Stillman und Nicholas Stoller einerseits auf eine abgenudelte, klassische Romantikkomödien-Formel (Black als unmotivierbarer Loser ohne Ambitionen, der durch seine Erlebnisse sowie Selbstreflexion schlussendlich den nötigen Mut/Courage erwirbt, um seine Angebetete Amanda Peet zu erobern), andererseits auf das bemüht charismatische Auftreten des leidlich amüsanten Riesenbaby-Protagonisten, welches mit einigen humoristisch überzeichneten Nebendarstellern aufgewertet werden sollte. Leider bleiben auch die Talente von Amanda Peet, Jason Segel und Emily Blunt (letztere sind in einem Untertan-liebt-Prinzessin-Subplot gefangen) lediglich belangloses Beiwerk zur pompös aufgeblasenen Jack-Black-Show, die im Falle von Gulliver’s Travels noch weniger empfehlenswert erscheint als sonst.

Regie: Rob Letterman, Drehbuch: Joe Stillman und Nicholas Stoller, Darsteller: Jack Black, Jason Segel, Emily Blunt, Amanda Peet, Billy Connolly, Chris O’Dowd, Laufzeit: 85 Minuten, Filmstart: 10.02.2011