MAG-©-2010-Sony

MAG

7
Shooter

Nichts Geringeres als eine völlig neue Dimension des Online-Gamings verspricht Sony seinen Jüngern mit dem schlicht MAG – Massive Action Game – benannten First Person Shooter.

Fraglich erscheint jedoch die These, ach der der gleichzeitige Einsatz von bis zu 256 Spielern auf einer Map wirklich als große Errungenschaft und Zukunftsvision gilt. Klingt eher nach massivem Online-Chaos, oder? Mitnichten, wie schon bald festzustellen ist. Zunächst die Basics: MAG verzichtet vollkommen auf eine Single Player Kampagne und bietet demnach einen reinen sowie ausschließlich online verfügbaren Mehrspielermodus. Auch hier wird der Storyanteil rudimentär dargelegt: Regierungen heuern PMCs – Private Military Corporations – an, die den schmutzige Exekutivarm darstellen, in nicht allzu ferner Zukunft wohlgemerkt. 

Die drei betreffenden Privatarmeen können praktischerweise rein optisch ebenso einfach auseinandergehalten werden wie sie charakterisiert sind: Die RAVEN-Fraktion glänzt durch High-Tech Equipment, Präzision und Effektivität (Lustiges Detail am Rande: Das Unternehmen ist in Wien angesiedelt); die S.E.V.R. Einheiten (kurz für Seryi Volk Executive Response) fallen durch ihren heruntergekommenen Look samt dazu passenden, osteuropäischen Akzenten auf und die Jungs der VALOR-Company repräsentieren den gängigen Gung-Ho-US-Marine-Spezialkommando-Typus.

Nach der PMC-Auswahl erfolgt die erste Aufsplitterung in ein Squad, welches acht Spieler umfasst. Innerhalb dieser (kleinsten) Kampftruppe wird nun gekämpft bis die Konsole raucht: im günstigsten Fall stehen 2 Fraktionen mit jeweils 128 Einheiten gegenüber, durch die Aufteilung erhält das Schlachtgetümmel für den einzelnen die klare Strukturierung. Einzelne Aktionen innerhalb einer Befehlskette (Führung – Platoon – Squad) müssen bzw. sollen ausgeführt werden, die im günstigsten Fall das Blatt für die jeweilige PMC wenden können, so wird der ICH-Aspekt des einzelnen Spielers sowohl herausgehoben als auch im Sinne des Gemeinschaftserlebnisses relativiert. Zum mittlerweile festen Repertoire jedes ambitionierten Shooters kann der auf das Sammeln von Erfahrungspunkten basierende Rollenspielaspekt gezählt werden, MAG macht hierbei auch keine Ausnahme. Der Ausbau von Fähigkeiten und Fertigkeiten in unterschiedlichen Kategorisierungen (auch hier zumeist die Klassiker: Scharfschütze, Sanitäter, Kundschafter etc) wird Individualisten ebenso freuen wie die Tatsache, dass ein Aufstieg innerhalb der Befehlskette möglich ist – d.h. das sogar die Führung der gesamten Armee in Aussicht gestellt wird.

Doch neben all jener wunderbaren Eigenschaften von MAG wird bald der Blick auf die vielen kleinen und großen Mängel offengelegt: So stehen anfangs nicht alle der vier unterschiedlichen Spielmodi zur Verfügung und der Spieler wird quasi dazu gezwungen, durch den Levelaufstieg in einer Team-Deathmatch-Version (32 gegen 32 Spieler) die interessanteren, weil anspruchsvolleren Disziplinen des Spiel freizuschalten (natürlich ist die 256 Spielervariante die letzte zu erreichende). Ebenso anstrengend ist die Einarbeitung in die grundlegende Steuerung, die trotz des vorhandenen Trainingsmodus nötig ist – Die Fahrzeugsteuerung, Erläuterung der Minimap oder die Besetzung von stationieren Geschützen darf munter durch das Trail-and-Error Prinizp erforscht werden. Auch die fixen Respawn-Zeiten, also das Warten auf das Wiedererscheinen innerhalb des laufenden Spiel, erscheint mehr quälend als gut durchdacht – ganz zu schweigen von den enormen Wegstrecken bis zum eigentlichen Geschehen nach dem Ableben.

Die Optik von MAG ist mit der Gestaltung der neun Landkarten zu vergleichen: Zweckmäßig, nicht sonderlich berauschend oder herausragend. Vergleiche zum grafischen Genreprimus Killzone 2 sind aufgrund minderqualitativer Texturen, Pop-Ups und hackeliger Animationen keinesfalls zu ziehen, auch auf akustischer Ebene kann MAG nicht mithalten. Was bleibt ist das Versprechen auf 256-Spieler Spaß, welches auch eingehalten wird – mit einem großen ABER hinten dran: durch die grundsätzliche Strukturierung der Spielweise und die enormen Karten kann das Gefühl einer gewaltigen, D-Day ebenbürtigen Schlacht (man denke dabei an Medal of Honor: Allied Assault oder Frontline, nur ohne NPCs) nicht wirklich erzeugt werden. Als Multiplayer- und vor allem Shooterfan kann man als PS3 Besitzer aber nicht viel falsch machen, mit einigen verlässlichen Mitspielern (Stichwort: Clanbildung) kann sich der Teamfaktor – wenn auch nur in etwas kleineren Rahmen – voll entfalten und viele Stunden Spielspaß mit sich bringen.

Plattform: PS3 (Version getestet), Altersfreigabe (PEGI): 16+, Spieler: 256 Online, Release: 29.01.2010